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Blitz- und Überspannungsschutz breit aufgestellt
Das Programm der Tagung war durch aktuelle Themen geprägt und wurde von 23 Beiträge aus dem Blitzschutz und der Blitzforschung getragen. Zu dieser Blitzschutztagung wurden alle Beiträge als Vorträge in einer Studio-Umgebung in Frankfurt am Main präsentiert und online diskutiert.
Mit dem sehr breiten Themenfeld aus praxisnahen Projektergebnissen, neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, Beschreibung von neuen Techniken und aktuellen Fragestellungen konnte allen Tagungsteilnehmern viel Interessantes geboten werden. Die verschiedenen Branchen, aus denen sich der Kreis der Teilnehmer zusammensetzte, werden im Bild vorgestellt.
Die Blitzschutztagung wird regelmäßig von unseren europäischen Nachbarn besucht, im Überblick zeigt das Bild für 2021.
Zur Online-Durchführung konnte die Fachausstellung nicht wie gewohnt während der Tagung stattfinden. Drei Fachaussteller haben die Blitzschutztagung trotzdem großzügig als Sponsoren unterstützt (Bild): DEHN SE + Co KG aus Neumarkt, OBO Bettermann GmbH & Co. KG aus Menden und Phoenix Contact GmbH & Co. KG aus Blomberg. In kurzen Live-, Online- oder Video-Präsentationen haben sich OBO Bettermann, Phoenix Contact und DEHN SE vorgestellt und standen während der gesamten Veranstaltung für Gespräche zur Verfügung. Für diese wertvolle Unterstützung bedanken wir uns ausdrücklich bei unseren Sponsoren.
Zu Beginn der beiden Veranstaltungstage wurden zur Blitzschutztagung 2021 in der Blitzforschung und im Blitzschutz verdiente Persönlichkeiten geehrt.
Die höchste Auszeichnung des VDE ABB, die Benjamin-Franklin-Medaille (Bild), wurde an Herrn Professor Jan Meppelink verliehen. Die Benjamin-Franklin-Medaille wird an hochverdiente Wissenschaftler verliehen, die hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der grundlegenden und der angewandten Blitzforschung erbracht und sich um deren Belange verdient gemacht haben, was für Professor Meppelink in besonderer Weise zutrifft.
In der Urkunde heißt es demnach: "Der Ausschuss für Blitzschutz und Blitzforschung (VDE ABB) verleiht Prof. Dr.-Ing. Jan Meppelink (Bild) die Benjamin-Franklin-Medaille für seine hervorragenden Verdienste um die technisch-wissenschaftliche Entwicklung des Blitz- und Überspannungsschutzes, insbesondere bei der Berechnung und Simulation von blitzschutztechnischen Fragestellungen aus der Praxis, sowie der Umsetzung der Erkenntnisse in der nationalen und internationalen elektrotechnischen Normung." Professor Meppelink bedankt sich für die Auszeichnung mit einem besonderen wissenschaftlichen Festvortrag.
Gleich drei ausgewiesene Fachleute im Blitz- und Überspannungsschutz wurde mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Die Goldene Ehrennadel wird vom Fördererkreis des Ausschusses für Blitzschutz und Blitzforschung (ABB) an Fachleute verliehen, die sich im Rahmen der Arbeiten des ABB und seines Fördererkreises in besonderem Maße auf dem Gebiet des Blitzschutzes verdient gemacht haben.
Erstmalig zur Blitzschutztagung wurde der "Best Paper Award", der mit 300 Euro dotiert ist, vergeben. Aus allen akzeptierten und reviewten Tagungsbandbeiträgen hat der Programmausschuss den fachlich besonders gut abgefassten und verständlich geschriebenen Beitrag "Numerische Simulation der Berührspannung bei Blitzeinschlägen" von Dr. Martin Hannig und Dr. Ralph Brocke ermittelt (Bild).
Zur Blitzschutztagung 2021 wurden sechs Sitzungen abgehalten mit den thematischen Schwerpunkten
1. Blitzschutzeinrichtungen
Die Leitung der ersten Sitzung hatten Dipl.-Ing. Jürgen Wettingfeld (W. Wettingfeld GmbH & Co. KG, Krefeld und Dipl.-Ing. Andre Witzel (Gepla mbH & Co. KG, Edewecht) inne.
Die zwei ersten Vorträge der Tagung und dieser Sitzung beschäftigten sich mit der Digitalisierung im Blitzschutz. Der einführende Beitrag "Digitalisierung in der Planung von Blitzschutzsystemen – Teil 1 Digitales Aufmaß" wurde von Rainer Holtz (BFE, Oldenburg) gestaltet. Es wurden heute verfügbare einfach und komplexe Werkzeuge aufgezeigt, wie das Aufmaß von Räumen (Bild) und Gebäuden erstellt werden kann. Herr Holtz erklärt dazu verständlich die Grundlagen. Zusätzlich wurde dargestellt, wie mit Softwarelösungen 3D-Modelle bzw. die 3D-Visualierung gelingt.
Die Anwendung bei der Planung des äußeren Blitzschutzes erläuterte dann Alexander Becker (THOR-DONAR GmbH, Hamburg) in seinem Vortrag "Digitalisierung in der Planung von Blitzschutzsystemen – Teil 2 Effiziente Blitzschutzplanung. Vom einfachen Foto zum digitalen 3D Modell". Herr Becker stellte die dreidimensionale Erfassung eines Verwaltungsgebäudes mit Hilfe einer Drohne und geeigneter Steuerungssoftware dar und machte Aussagen zum Arbeits- bzw. Zeitaufwand der neuen Methode. Hinweise zu einzelnen Arbeitsschritten, zur Zwischen- und Nachbearbeitung von 3D-Modellen wurden gegeben. Als Ergebnis wurde der mit Fangstangen erreichte Schutzraum in einer 3D-Darstellung gezeigt (Bild).
Im Beitrag "Bewertung alternativer Prüfmethoden für das Blitzableitungssystem in Rotorblättern von Windenergieanlagen" ging Dr. Ralf Frentzel (TÜV SÜD Industrie Service GmbH, München) auf die Schwierigkeiten der Prüfung des Blitzableitungssystems in Rotorblättern von Windenergieanlagen ein. Die Durchgangsprüfung mit Isolationstestern oder alternativ mit Prüfstoßspannung ist stark von den Umgebungsbedingungen abhängig und kann zu fehlerhaften Ergebnissen führen. Im Ausblick wurde eine neue Messmethode, die mit Hochfrequenz-Prüfspannung arbeitet, vorgestellt.
Der gemeinsame Beitrag "Untersuchung der elektrischen Leitfähigkeit von Beton" von Dr. Lukas Schwalt, Ao. Univ.-Prof. Dr. Stephan Pack (beide Technische Universität Graz, Österreich) und Dipl.-Ing. Christian Raunig (Austrian Power Grid AG, Österreich) wurde von Dr. Schwalt vorgestellt. Im Vortrag wurde auf die Bedeutung der Kenntnis elektrischer Parameter von Beton, insbesondere der elektrischen Leitfähigkeit, eingegangen. Die Bestimmung der elektrischen Materialparameter von Beton bedarf der Definition reproduzierbarer Messparameter, einer geeigneten Prüfmethodik, einer spezifischen Prüfvorbereitung und -durchführung, welche gerade erarbeitet werden (Bild).
In zwei Kurzvorträgen beschäftigte sich Prof. Dr.-Ing. Jan Meppelink (Soest) mit sehr speziellen Problemstellungen im Blitzschutz.
Im Beitrag "Der Schutzbereich von Fangeinrichtungen bei verwehtem Plasmakanal des Erstblitzes" griff Prof. Meppelink den Effekt der Verschiebung des Blitzkanals durch Windströmung auf, wodurch insbesondere Folgeblitze im Schutzbereich einschlagen können. Als Lösung wurden geeignet erhöhte Fangstangen oder Fanggitter mit enger Vermaschung (Bild) vorgeschlagen.
Prof. Meppelink stellte in seinem Vortrag "Abschirmung gegen das magnetische Feld einer Blitzentladung" Simulationsergebnisse zur frequenzabhängigen Abschirmwirkung eines Gitterschirms und eines Kabelkanals (Bild) gegen Blitzmagnetfelder vor. Prof. Meppelink geht kurz auf Simulationsmethoden und notwendige Randbedingungen ein, zeigt dann Simulationsergebnisse für Ersatzfrequenzen von Blitzstoßströmen und zieht Schlussfolgerungen für die Anwendung.
Der zweite Teil der Sitzung wurde von Raimund Eulberg (Vereinigung zur Überwachung technischer Anlagen e.V., Siegen) und Heinz-Josef Krämer (Blitzschutzbau Rhein-Main Adam Herbert GmbH, Aachen) geleitet.
Der Gemeinschaftsbeitrag "Wirkung von Impulsströmen auf Batteriespeichersysteme" von Dr.-Ing. Franz Schork (DEHN SE + Co KG, Neumarkt), Dipl.-Ing. Florian Grumm, Dipl.-Ing. Endrik Waldhaim (beide Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr, Hamburg) wurde vorgetragen von Dr. Schork. Batteriespeicher werden immer häufiger im Zusammenhang mit PV-Anlagen in die Gebäudestromversorgungen und damit in die Niederspannungsnetze quasi als Stromerzeuger eingebunden. Es ist erforderlich einen effektiven Schutz insbesondere für auftretende transiente Stoßstörgrößen zu realisieren. Die Betrachtungen, Simulationen und Messungen an Batteriemodulen ergaben, dass in Folge von transienten Stoßströmen (Bild) keine Änderung des SOC oder der Temperatur zu erwarten ist, die ausgelösten chemischen Vorgänge vernachlässigbar sind und sich die ergebende Stoßspannungsbelastung symmetrisch auf die Batteriezellen der Module aufteilt. Geeignete Schutz- oder Entkopplungselemente müssen über sehr niedrige Ansprechspannungen verfügen.
Der folgende Gemeinschaftsbeitrag "Zustandsbestimmung einer hochspannungsfesten, isolierten Ableitung mit adaptivem Schaltelement (ASE-Technologie) durch Vor-Ort Messung ohne Eingriff in die Installation" von Martin Bischoff, Jürgen Trinkwald (beide OBO Bettermann Holding GmbH & Co. KG, Menden) und Prof. Dr.-Ing. Jan Meppelink (Soest) wurde vorgetragen von Prof. Meppelink. Blitzschutzsysteme sind Sicherheitseinrichtungen und müssen dauerhaft sicher und wirksam sein. Der ordnungsgemäße Zustand wird durch regelmäßige Prüfungen festgestellt. Die im Beitrag vorgestellte Lösung ermöglicht den Zustand der Isolation und der äußeren Leitschicht von Isolierten Ableitungen einfach und ohne Demontage der oberen Endkappen und mittels handelsüblicher Messgeräte festzustellen. Benötigt wird ein adaptives Schaltelement (ASE-Technologie). Die normative Forderung einer Funktionsprüfung von hochspannungsfesten, isolierten Systemen wird erfüllt und Schäden (Bild) können rechtzeitig erkannt werden.
Dipl.-Ing. Andreas König (OBO Bettermann Holding GmbH & Co. KG, Menden) stellte seinen Beitrag "Trennungsabstandsberechnungen bei komplizierten, unsymmetrischen Gebäuden durch Nutzung von üblich bekannter Simulationssoftware" vor. Die Trennungsabstandsberechnung kann bei einfachen Gebäuden ohne große Schwierigkeiten durchgeführt werden. Formeln in der Blitzschutz-Norm sowie Softwarelösungen, erstellt für diese Anwendung, ermöglichen diese Berechnungen. Bei unsymmetrischen Gebäuden, z.B. großen Rechenzentren oder historischen Bauwerken, sind einfache Berechnungen nicht mehr anwendbar. Unter Verwendung von verfügbarer Standard-Software zur Netzwerkanalyse (Bild) lassen sich jedoch ohne umfangreiche Zusatzkenntnisse geeignete Berechnungen durchführen. Dieser Beitrag erläuterte die Problematik und zeigte Anwendungen in der täglichen Praxis auf.
2. Blitzforschung und Simulation
Unter Leitung von Dr.-Ing. Ralph Brocke (DEHN SE + CO KG, Neumarkt) und Ao. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Stephan Pack (Technische Universität Graz, Österreich) fand die Sitzung statt. In der Sitzung „Blitzforschung und Simulation“ wurden Themen vorgestellt, die sich mit dem vom Blitz erzeugten elektrischen und magnetischen Feld sowie dessen Simulation mit leistungsfähigen Computerprogrammen beschäftigen.
Im Beitrag von Prof. Dr.-Ing. habil. Fridolin Heidler (Universität der Bundeswehr München, Neubiberg) und Dr.-Ing. Christian Paul (TransnetBW GmbH, Stuttgart) zum Thema „Überhöhung des elektrischen Felds bei Blitzeinschlägen in hohe Objekte am Beispiel des Peissenberg-Turms“ (Bild) wird über die Auswirkung von hohen Objekten auf die Ausbreitung des elektrischen Feldes berichtet.
Das E-Feld wird dazu genutzt, Blitze zu orten und die Amplitude der Blitzentladung zu ermitteln. Anhand von Simulationen wird gezeigt, dass bei einem Blitzeinschlag in ein hohes Gebäude der Stromfluss über das Objekt eine zusätzliche Feldkomponente erzeugt (Bild), die im Vergleich zu einem Feld, welches bei einem Blitzeinschlag in die Ebene erzeugt wird, überhöht ist. Für rasch ansteigende Blitzströme und relativ nahe Entfernungen bis 30 km ergibt sich eine Feldüberhöhung bis zu mehr als 100 %. Mit zunehmender Entfernung und abnehmender Bodenleitfähigkeit nimmt die Feldüberhöhung stark ab. Bei Entfernungen über 100 km beträgt die Feldüberhöhung typischerweise einige zehn Prozent.
Im Beitrag von Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Rock (Technische Universität Ilmenau) zur „Spannungsbeanspruchung zwischen Funktions-Potentialausgleichsleiter und vermaschtem Ringerder“ wird die interessante Frage untersucht, inwieweit ein Ringerder unter einem Fundament mit Funktions-Potentialausgleichsleiter bei geringer Erdfühligkeit wirksam ist. Die bei Blitzstromeinspeisung auftretenden Impulsspannungen besitzen an der Erdungs-Potentialausgleichs-Anordnung ein Maximum im zentralen mittleren Bereich. Bei der Einleitung von Blitzstoßströmen über den Funktions-Potentialausgleichsleiter und den vermaschten Ringerder (Bild) sind die ermittelten Differenzimpulsspannungsamplituden relativ gering, können aber trotzdem die Impulsspannungsfestigkeit von Beton überschreiten. Die Impulsspannungsfestigkeit von Beton ist abhängig von der Spannungsimpulsbreite und beträgt zwischen wenigen kV/cm und wenigen 10 kV/cm. In Fachbeitrag werden umfangreiche Berechnungen im Zeitbereich sowie Feldsimulationen im Frequenzbereich dargestellt. Kleinere Maschenweiten des vermaschten Ringerders reduzieren die Scheitelwerte der blitzstrombedingten Impulsspannungen.
3. Blitzschutz spezieller Objekte
Prof. Dr.-Ing. Ottmar Beierl (Technische Hochschule Nürnberg) leitete zusammen mit Dipl.-Ing. Gabriele Schweble-Juch (Schweble Juch GbR, Garching) die Sitzung. Vier Beiträge mit Analysen und Projekten zum Blitzschutz, Überspannungsschutz, zur Erdung und zum Potentialausgleich wurden präsentiert.
Im Gemeinschaftsbeitrag von Dipl.-Ing. (FH) Jochen Fulda (TÜV Hessen, Kassel) und Manfred Kienlein (Dehn SE, Neumarkt) wurden Grundlagen des Explosionsschutzes erläutert. Die 13 Zündquellen, die sowohl in der TRGS 723 (Juli 2019) als auch schon in der Vorgängernorm TRBS 2152 Teil 3 beschrieben waren, wurden anhand der Schutzmaßnahmen dargelegt. Dies beinhaltete auch die maßgeblichen Änderungen bezüglich der Zündquelle Blitzschlag (Bild), was mit Beispielen aus der Praxis untermauert wurde.
Im Beitrag von Dipl.-Ing. Jürgen Wettingfeld (W. Wettingfeld GmbH, Krefeld) und M. Sc. Hendrik Wettingfeld (Vektor Plan GmbH, Krefeld), vorgetragen von Jürgen Wettingfeld, wurden Blitzschutz und Erdungsmaßnahmen für den Neubau eines Containerterminals erläutert, wie sie gemäß der Bauordnung NRW ausgeführt werden und den Betriebssicherheitsverordnungen entsprechen müssen. Anhand detaillierter Bilder, Messungen (Bild) und Erläuterungen wurden die baulichen Gegebenheiten, die Voraussetzungen anhand des Ex-Zonenplans und den Maßnahmen, die im Blitzschutzkonzept - wie die natürlichen Fang- und Ableitungseinrichtungen für die Containerbereiche, die Errichtung der Erdungsanlage und die Anforderungen insbesondere an einen Portalkran - auszuführen sind, vorgestellt. Das die baubegleitende Dokumentation der Ausführung einen wesentlichen Beitrag bei der Realisierung darstellt, wurde betont.
Im Bereich Duisburger Hafenbahn wurde die klassische Stellwerkstechnik auf elektronische Systeme umgestellt. Aufgrund von Blitzeinschlägen und deren Auswirkungen musste der Überspannungsschutz/Blitzschutz-Potentialausgleich bei laufendem Betrieb ertüchtigt werden. Im Gemeinschaftsbeitrag von Dipl.-Ing. Gerhard K. Wolff, Dipl.-Ing. Rainer Durth, M. Eng. Jean-Michel Fink (alle Phoenix Contact, Blomberg) und Dipl.-Ing. Carsten Kunert (Thyssenkrupp Steel Europe AG, Duisburg), vorgestellt von Rainer Durth, wurden spezielle Überspannungsschutzgeräte (Bild) in Bezug auf den konsequent auszuführenden Blitzschutz-Potentialausgleich für diese Maßnahmen dargelegt, da das Hafenbahnnetz zunehmend im Bereich der Rangierstellwerke rechnergestützt/modernisiert wurde und somit u. a. die betriebliche Verfügbarkeit sichergestellt werden musste. Die Belange der DB Richtlinien und deren Fortschreibung auf das Blitzschutzkonzept wurden dabei beachtet und umgesetzt.
Im letzten Beitrag erläuterte Manfred Kienlein (Dehn SE, Neumarkt) die Problematik von getrennten Erdungs- und Potentialausgleichssystemen bei möglichen Fehlern im Allgemeinen. Anhand von zwei Beispielen wurden die Gefährdungsbeurteilung und die Schutzmaßnahmen u. a. für den Einsatz von sogenannten Abgrenzeinheiten (Bild) im Speziellen erklärt.
4. Personenblitzschutz
Dr.-Ing. Christian Paul (TransnetBW GmbH, Stuttgart) und Dipl.-Ing. Reinhard Soboll (Bundestechnologiezentrum für Elektro- und Informationstechnik e. V., Oldenburg) leiteten die Sitzung „Personenblitzschutz“. In der Sitzung befassen sich insgesamt 5 Beiträge mit präventiven Maßnahmen als auch mit Tatsachenberichten über Blitzunfälle.
Im ersten Beitrag von Dipl.-Ing. (FH) Klaus-Peter Müller (DEHN SE + Co KG, Neumarkt) und Thomas Raphael, (VDE e.V., Frankfurt) mit dem Titel "Erkenntnisse aus einem Blitzunfall - VDE Aktion Blitzunfallanalyse" wurde über einen Personenunfall in Bamberg berichtet. Am 14.06.2020 wurde in Bamberg eine Frau vom Blitz getroffen. Klaus-Peter Müller erläuterte die Ergebnisse der Blitzunfallanalyse und beschrieb zugleich die VDE Aktion BlitzUnfalLAnalyse VABULA (Bild).
Anschließend stellte Dr.-Ing. Manfred Menge (Blitzschutz – Planung und Prüfung, Berlin) im gemeinsamen Beitrag mit Prof. Michael Rock (TU Ilmenau) die "Blitzschutzerdung für innerstädtische Spielfelder mit Flutlichtmasten" vor. Hierbei wurde insbesondere die Wirkung einer Kombination von Ring- und Tiefenerdern durch Simulationen untersucht.
Im dritten Beitrag dieser Session stellte Prof. Dr.-Ing. Alexander Kern (FH Aachen, Campus Jülich) die "Gefährdung durch Berührungsspannungen und Körperströme bei gebäudeintegrierten Blitzschutzsystemen mit natürlichen Komponenten (Stahlstützen, Metallfassade)" vor (Bild). Co-Autoren des Beitrages sind Anahita Imani Vashiani (FH Aachen, Campus Jülich) und Tobias Timmermanns (TEN Ingenieure GmbH, Aachen). In seinem Vortrag ging Prof. Kern insbesondere auf mögliche Impulsströme und Energien ein, die durch eine einzelne Person fließen können, sofern Stahlstützen oder Metallfassaden (die als Blitzableiter dienen) berührt werden.
"Numerische Simulationen der Berührspannung bei Blitzeinschlägen" wurden anschließend von Dr.-Ing. Martin Hannig im gemeinsamen Beitrag mit Dr.-Ing. Ralph Brocke (beide DEHN SE + Co KG, Neumarkt) vorgestellt. Die vorgestellte Studie befasst sich unter anderem mit Berührspannungsverläufen entlang einer einzelnen Person (Bild), die einen blitzstromdurchflossenen Blitzableiter berührt. Mittels eines computergestützten Simulationsmodells wurde eine zum Blitzstrom proportionale Spannungsfunktion abgeleitet, die auch als mögliches Bewertungskriterium der zulässigen Berührspannung dienen kann.
Abschließend präsentierte Prof. Dr.-Ing. Michael Rock (TU Ilmenau) die Ergebnisse einer Studie zur Ermittlung von Schädigungsmechanismen bei einem Großtier-Blitzunfall. Der Beitrag "Großtier-Blitzunfälle – Ermittlung möglicher Schädigungsmechanismen durch Simulationen" entstand zusammen mit Dr.-Ing. René Machts (TU Ilmenau, Biomedizinische Technik) und Prof. Dr.-Ing. habil. Jürgen Kupfer (Wissenschaftliches Beratungsbüro Elektropathologie, Berlin). Bei diesem Blitzunfall wurden insgesamt 323 Rentiere durch einen vermeintlichen Blitzeinschlag getötet. Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, welche Schädigungsmechanismen bei einem solchen potentiellen Blitzeinschlag wirken. Durch Simulationen wurde abschließend untersucht, ob ein derartiger Massenexitus von Rentieren durch einen Blitzeinschlag möglich ist.
5. Aktuelle Standards, Verordnungen und Richtlinien
Diese letzte Sitzung wurde geleitet von Dr.-Ing. Gernot Finis (Phoenix Contact GmbH & Co. KG, Blomberg) und Prof. Dr.-Ing. Alexander Kern (Fachhochschule Aachen, Jülich).
Der erste Beitrag „Zusätzliche Informationen über das Erfordernis von Blitzschutz-Maßnahmen nach DIN 62305-3 - Das zukünftige Beiblatt 6“ von Dipl.-Ing. Gabriele Schweble-Juch (Schweble-Juch GbR, Garching) und Christian Braun (PESA-Blitzschutz GmbH, Reichertshofen) behandelt das neue Beiblatt 6 zur DIN EN 62305-3, in dem ausführliche Informationen zur Notwendigkeit von Blitzschutzsystemen und zur Schutzklasse für bauliche Anlagen abhängig von ihrer Nutzung gegeben werden. Daneben werden kurze Beispielrechnungen zur vereinfachten Risikoanalyse (Bild) erläutert. Schließlich gibt der Beitrag einen Überblick über die rechtliche Situation zur Einordnung baulicher Anlagen hinsichtlich der Notwendigkeit von Blitzschutzmaßnahmen.
Der letzte Aspekt wurde im folgenden Beitrag „Blitzschutz im Baurecht - Planung, Ausführung und Prüfung von Blitzschutzsystemen aus baurechtlicher Sicht“ von Dipl.-Ing. (FH) Joseph Messerer (Leitender Branddirektor a. D., Ingenieurbüro Joseph Messerer, München) aufgegriffen. Der Autor beschreibt die Anforderungen an bauliche Anlagen, und hier natürlich insbesondere an den Blitzschutz, aus brandschutztechnischer Sicht. Es ist erforderlich, dass für sicherheitstechnische Anlagen vor Aufnahme ihrer Nutzung, unverzüglich nach einer Änderung und wiederkehrend die Wirksamkeit und Betriebssicherheit geprüft werden. Dies betrifft dann auch Blitzschutzanlagen, sofern sie aus baurechtlicher Sicht erforderlich sind.
Der letzte Beitrag „Entwicklung der Standardisierung im Bereich Überspannungsschutz“ von Dr.-Ing. Gernot Finis, Dipl.-Ing. Markus Philipp (beide PHOENIX CONTACT GmbH & Co. KG, Blomberg) und Dr.-Ing. Ralph Brocke (DEHN SE + Co KG, Neumarkt) gibt einen Überblick über die Weiterentwicklung der Standardisierung im Bereich Überspannungsschutz. Angestrebt wird die Vereinheitlichung der Dokumentenstruktur (Bild) sowie die der verwendeten Begrifflichkeiten. Neben den bekannten Standards werden neue Standards, die auf bestimmte Applikationen fokussieren, erarbeitet. Treiber ist, u.a. die Dezentralisierung der Energieversorgung, die Umstellung auf erneuerbare Energien sowie die Speisung von Energieversorgungssystemen aus unterschiedlichsten Energiequellen. Gleichstromanwendungen gewinnen aus Gründen der Effizienz und Umweltfreundlichkeit zunehmend an Bedeutung. Ein weiterer Trend ist die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung von Geräten. IEC SC37A arbeitet daran, Anforderungen und entsprechende Prüfverfahren für neue Produkte im Umfeld von Überspannungsschutzgeräten zu standardisieren. Dabei wird auch die grundsätzliche Struktur der Normenreihe IEC 61643 angepasst.
Alle Beiträge sind im VDE Fachbericht 77, 14. VDE Blitzschutztagung 7. – 8. Oktober 2021, Online-Veranstaltung, im VDE Verlag veröffentlicht worden.
Am Bericht zur 14. Blitzschutztagung haben alle Mitglieder des Programmausschusses, Ottmar Beierl, Ralph Brocke, Raimund Eulberg, Gernot Finis, Alexander Kern, Heinz-Josef Krämer, Stephan Pack, Christian Paul, Gabriele Schweble-Juch, Reinhard Soboll, Jürgen Wettingfeld, Andre Witzel, und der Tagungsleiter Michael Rock mitgewirkt.
Die 15. VDE Blitzschutztagung ist bereits auf den 11. und 12. Oktober 2023 terminiert und soll als Präsenzveranstaltung in der Stadthalle Aschaffenburg stattfinden. Dazu laden wir Sie ganz herzlich ein.
Autor
Prof. Dr.-Ing. habil. M. Rock, Technische Universität Ilmenau
Wissenschaftlicher Tagungsleiter
Tagungsband
Beiträge der 14. VDE Blitzschutztagung, 7. – 8. Oktober 2021, Online-Veranstaltung
ISBN 978-3-8007-5629-2 (CD-ROM)
ISBN 978-3-8007-5630-8 (E-Book)
ISSN 0340-4161
Ergebnisse der Teilnehmerbefragung
An der Umfrage nahmen 59 Personen (36%) teil. Diese Zahl wurde in den Einzelauswertungen als 100% gesetzt.
Einige Fragen wurden nicht von allen beantwortet. Die Antwortquote pro Frage ist separat ausgewiesen.
Direkter Link: www.vde-blitzschutztagung.de/2021